Küchenchefin an Bord von MS Amadea - und das mit gerade einmal 29 Jahren. Der Werdegang von Marie Jo ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, dass man es auch in besonders jungen Jahren schon ganz nach oben schaffen kann. Mit viel Disziplin, Leidenschaft und Motivation hat sie sich seit ihrer ersten beruflichen Erfahrung auf einem Kreuzfahrtschiff in rasantem Tempo vom Chef de Partie bis zur Küchenchefin hochgearbeitet. Wir wollten natürlich alles über ihren beeindruckenden Karriereweg erfahren und haben Marie Jo deshalb zum Interview getroffen.
Marie Jo, du bist Küchenchefin an Bord der MS Amadea. Wie sehen deine Aufgaben und Verantwortlichkeiten konkret aus?
M: Als Küchenchefin an Bord bin ich für das gesamte kulinarische Angebot verantwortlich. Es beginnt damit, dass ich die Menüs schreibe und diese täglich mit meinem Team bespreche. Zudem stehe ich mit weiteren Kolleg:innen wie dem Hotel Manager in Austausch, vor allem bei besonderen Veranstaltungen oder Extras wie Überraschungen auf der Kabine für die Gäste. Zusammen mit dem Hotel Inventory Controller plane ich dann genau, welche Lebensmittel in welchen Mengen für die nächsten Reisen bestellt werden. Aber es geht nicht nur um Zahlen und Bestellungen – ich trage die Verantwortung für das Wohlergehen meiner derzeit 54 Crew-Mitglieder in der Küche, die aus diversen Ländern der Erde kommen und verschiedenste kulturelle Hintergründe mitbringen. Natürlich liegt es daher auch in meiner Verantwortung, diese bunte Crew zu einem Team zu vereinen. Hinzukommt, dass viele von ihnen monatelang von ihren Familien getrennt sind, und es ist mir ein großes Anliegen, dass sie sich wohlfühlen. Das erfordert viel Feingefühl und Mitgefühl.
Das klingt nach einer sehr umfangreichen und verantwortungsvollen Aufgabe. Wie bist du zu dieser Position gekommen?
M: Nach meinem Schulabschluss habe ich eine Ausbildung zur Köchin absolviert und parallel ein Studium als Assistant Food Service Managerin beim Institute of Culinary Art erfolgreich abgeschlossen. 2017 bin ich das erste Mal bei einer anderen deutschen Reederei an Bord gegangen, zunächst als Chef de Partie. Anschließend wurde ich zur Junior Sous Chefin befördert und später zur Sous Chefin. Insgesamt war ich 3 Jahre an Bord. Danach habe ich in verschiedenen Restaurants in Hamburg, u. a. bei Steffen Henssler, gearbeitet und viele unterschiedliche Erfahrungen gesammelt.
Nach einer gewissen Zeit habe ich die Abwechslung vermisst und das Fernweh hat mich wieder gepackt. So habe ich mich vor ca. zwei Jahren bei sea chefs beworben, um erneut an Bord zu arbeiten. So kam ich dann an Bord der Phoenix Flotte, wo ich direkt als Stellvertretende Küchenchefin eingestiegen und recht schnell zur Küchenchefin befördert worden bin.
Wie hast du es geschafft, in so jungen Jahren die genannten Positionen zu erreichen und letztlich Küchenchefin zu werden?
M: Sicherlich hat mir mein Studium die fachlichen Grundlagen vermittelt, aber es waren vor allem mein Ehrgeiz und meine Leidenschaft, die mich wirklich vorangebracht haben. Ich wollte immer mehr leisten als andere und war neugierig auf die Welt und ihre vielfältigen Küchen. Manchmal ist es auch etwas Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Was ist das Besondere an der Arbeit an Bord eines Kreuzfahrtschiffes?
M: Als ich 2017 das erste Mal auf ein Kreuzfahrtschiff gestiegen bin, habe ich mich direkt wohl gefühlt. Das lag an der tollen Crew, dem großartigen Teamgeist, den täglich wechselnden Häfen und den wunderschönen Aussichten. Die Weite und die frische Luft kann ich selbst an Seetagen genießen, obwohl ich fast immer in der Küche bin. Das ist es auch, was mir an der Arbeit auf dem Schiff am besten gefällt.
M: Besonders spannend ist auch die Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen aus anderen Nationen. Jeder bringt seine eigene Kultur und einen eigenen Geschmackssinn mit, was unsere Küche unglaublich vielfältig macht. Und dann das Anlaufen verschiedener Länder mit ihren regionalen Spezialitäten – ich habe die Freiheit zu entscheiden, welche landestypischen Gerichte wir den Gästen servieren.
Mit der Zeit habe ich viele Orte der Welt gesehen. Wenn wir öfter an demselben Hafen anlegen, habe ich die Möglichkeit, immer ein bisschen mehr von diesem Ort zu entdecken. Ich habe in der Zeit hier an Bord viel über verschiedene Kulturen und ihre Eigenarten gelernt, viele Freundschaften geschlossen und werde oft eingeladen, meine Kolleg:innen in ihrer Heimat zu besuchen.
Welche Eigenschaften sollte jemand mitbringen, der an Bord arbeiten möchte?
M: Man muss belastbar und flexibel sein, denn die Tage können lang und anstrengend sein. Außerdem sieht man oft weniger von der Welt, als man es sich erträumt. Aber wenn man weltoffen ist und bereit, neue Kulturen kennenzulernen, ist das Leben an Bord eine unglaubliche Bereicherung. In der Küche sollte man ein Grundwissen, Interesse an internationalen Gerichten, Freude am Umgang mit Gästen und vor allem eine große Portion Neugier und gute Laune mitbringen.
Für alle, denen es nichts ausmacht, längere Zeit von zu Hause weg zu sein und die gerne fremde Orte entdecken, ist ein Job an Bord eine wunderbare Gelegenheit, Neues zu lernen, auch über sich selbst. Wer Teamgeist hat und mit Leidenschaft und Ehrgeiz dabei ist, wird an Bord eine aufregende und erfüllende Zeit erleben.
Vielen Dank für den Einblick, Marie Jo!
Veröffentlichung: August 2024